Jagd und Social Media

10 Ansätze zur Optimierung der Darstellung der Jagd in sozialen Medien

Lesezeit: 8 Minuten

Die Darstellung der Jagd in sozialen Medien ist eine Herausforderung und zugleich eine enorme Chance. Gerade weil soziale Netzwerke oft der erste Berührungspunkt mit der Jagd sind, ist es entscheidend, welche Inhalte hier gezeigt werden. Ein bewusster, sensibler Umgang mit Bildern und Botschaften kann helfen, Vorurteile abzubauen und die Jagd als verantwortungsvolle, nachhaltige Tätigkeit zu präsentieren.

Die Ergebnisse meiner Untersuchung zur Wahrnehmung von Erlegerbildern in sozialen Medien sind eindeutig – und alarmierend: Zwischen 96 % und 99 % der nichtjagenden Angehörigen der Generation Z lehnen solche Bilder abSie lösen systematisch negative Emotionen aus, und noch gravierender ist, dass sie die Einstellung zur Jagd insgesamt verschlechtern. Für viele in der Generation Z symbolisieren diese Bilder nicht Respekt oder Verantwortung, sondern eher Gewalt und Rücksichtslosigkeit gegenüber Wildtieren. Außerdem fehlt es solchen Bildern gänzlich an einem Informationsgehalt oder Unterhaltungswert. Dies zeigt, dass die öffentliche Wahrnehmung der Jagd in sozialen Netzwerken dringend verbessert werden muss, wenn wir die Jagd als kulturell und ökologisch wertvolle Praxis bewahren wollen.

Doch wie kann dies konkret gelingen? Was kann die Jägerschaft tun, um das Image der Jagd in der digitalen Welt zu verbessern? Hier sind meine Vorschläge, die ich basierend auf den Studienergebnissen und aus der Praxis ableite:

1. Sensibler und bewusster Umgang mit Erlegerbildern

Erlegerbilder, wie sie aktuell in sozialen Medien verbreitet werden, sind nicht das richtige Werkzeug, um Verständnis oder Akzeptanz für die Jagd zu fördern – insbesondere bei der jungen Generation, die zunehmend Wert auf ethisches Handeln und Tierwohl legt. Stattdessen sollten wir einen grundsätzlichen Verzicht auf diese Art der Darstellung erwägen. Wo Erlegerbilder unbedingt gezeigt werden müssen – zum Beispiel in jagdlichen Fachforen – sollten sie stets mit einer Triggerwarnung und umfassenden Erläuterungen versehen werden, um negative Reaktionen zu minimieren. Die durch Erlegerbilder ausgelöste Emotionalisierung schadet nicht nur der Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft, sondern auch der Glaubwürdigkeit von Jägern, die sich öffentlich äußern. Die Jägerschaft sollte daher kritisch reflektieren, welche Bilder tatsächlich notwendig und sinnvoll sind und welche Alternativen für eine positive und respektvolle Darstellung der Jagd genutzt werden können.

2. Alternative Inhalte und neue Narrative schaffen

Anstelle von Erlegerbildern sollten wir die Vielfalt und die positiven Aspekte der Jagd stärker in den Vordergrund rücken. Es sollte sich hierbei um Inhalte handeln, die nicht nur die Generation Z, sondern auch die breite Öffentlichkeit ansprechen können:

  • Nachhaltigkeit und Ressourcennutzung: Beiträge über die Verwertung des erlegten Wildes, etwa durch Wildrezepte oder die Bedeutung von Wildfleisch als nachhaltiges, regionales Lebensmittel, können Interesse und Zustimmung wecken.
  • Naturschutz und Hege: Bilder und Videos, die zeigen, wie Jagd zum Schutz von Artenvielfalt und Ökosystemen beiträgt, können helfen, die Relevanz der Jagd für den Naturschutz zu verdeutlichen.
  • Emotionale Verbindung zur Natur: Geschichten aus dem jagdlichen Alltag, die die Beziehung zur Natur und die Verantwortung der Jägerschaft betonen, können inspirierend wirken und eine neue Sichtweise auf die Jagd eröffnen.

3. Kontextualisierung und transparente Kommunikation

Sollten Erlegerbilder dennoch eingesetzt werden, ist es unerlässlich, sie sorgfältig zu kontextualisieren und mit einem Warnhinweis zu versehen. Niemand ohne Jagdhintergrund möchte unvorbereitet mit solch emotionalisierenden Inhalten konfrontiert werden! Jede Veröffentlichung sollte durch detaillierten Informationen zur Jagdsituation ergänzt werden:

  • Warum wurde das Tier erlegt?
  • Wie trägt dieser Abschuss zur Regulierung des Wildbestandes bei?
  • Wie wird das Fleisch oder der gesamte Körper des Tieres genutzt?

Eine solche transparente Kommunikation kann Missverständnisse abbauen und den Stellenwert der Jagd als verantwortungsvolle und notwendige Tätigkeit vermitteln.

4. Medien- und Digitalkompetenz stärken

Die digitale Welt stellt neue Anforderungen an uns Jäger. Es reicht nicht mehr aus, nur „gut jagen“ zu können – wir müssen auch „gut kommunizieren“ können. Medien- und Digitalkompetenz ist heute unverzichtbar, um in sozialen Netzwerken erfolgreich und glaubwürdig aufzutreten und die Interessen der Jagd in der Öffentlichkeit zu vertreten. Nur wenn die Jägerschaft einen bewussten Umgang mit jagdlichen Inhalten in der Öffentlichkeit pflegt und professionell auftritt, kann sie gesellschafts-politische Entscheidungsprozesse und somit ihre Zukunft mitgestalten.

Jagdverbände könnten hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Fortbildungen und Workshops zur Nutzung sozialer Medien anbieten. Themen wie Bildsprache, Wirkungsmechanismen der sozialen Medien (Algorithmen, Emotionalisierungsprozesse etc.), Zielgruppenkommunikation und der Umgang mit Kritik sollten zentraler Bestandteil solcher Schulungen sein. Voraussetzung ist, dass ein Netzwerk aus kompetenten Referenten zur Verfügung steht, auf das zurückgegriffen werden kann. Medien- und Digitalkompetenz sollten zudem als verpflichtender Bestandteil in jede jagdliche Grundausbildung integriert werden!

5. Proaktiver Dialog mit der nichtjagenden Öffentlichkeit

Eine der größten Herausforderungen für die Jagd besteht darin, den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit zu suchen und zu gestalten. Statt uns in unsere eigene Community zurückzuziehen, sollten wir aktiv auf die nichtjagende Mehrheitsgesellschaft zugehen.

Das bedeutet, die Perspektiven anderer ernst zu nehmen und auf ihre Bedenken einzugehen. Themen wie Nachhaltigkeit, Artenschutz oder die Rolle der Jagd im Klimawandel bieten sinnhafte Anknüpfungspunkte für einen konstruktiven Austausch. Solche Diskussionen können nicht nur das Verständnis für die Jagd fördern, sondern auch neue Allianzen schaffen – etwa mit Naturschutzorganisationen, Tierschutzverbänden oder regionalen Initiativen.

6. Echokammern bewusst verlassen

Ein Problem der digitalen Kommunikation ist, dass wir uns häufig in Echokammern bewegen – also in digitalen Räumen, in denen wir nur mit Menschen kommunizieren, die ohnehin unsere Meinung teilen und unsere Standpunkte durch weitgehende Zustimmung verstärken. Um die Darstellung der Jagd zu verbessern, müssen wir diese Filterblasen verlassen und bewusst neue Zielgruppen ansprechen. Das kann durch die Nutzung diversifizierter Plattformen geschehen, aber auch durch die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus anderen Disziplinen, wie Medienwissenschaft, Marketing oder Umweltpädagogik.

7. Flüchtige Plattformen und der erste Eindruck

Instagram und TikTok, zwei der meistgenutzten Plattformen der Generation Z, leben von schnellen, visuell ansprechenden Inhalten. Sie sind bestens geeignet, um Aufmerksamkeit zu wecken, zu unterhalten oder ein Thema grob zu umreißen – aber ungeeignet, um tiefgreifende oder kontroverse Inhalte zu vermitteln. Der flüchtige Konsum auf diesen Plattformen hinterlässt oft nur einen oberflächlichen Eindruck, der jedoch prägend ist.

Wenn eine Person in ihrem Feed unerwartet auf ein Erlegerbild stößt, wird diese Begegnung nicht von Verständnis oder Neugier geprägt sein, sondern häufig von Ablehnung. Diese negative Erstreaktion kann dazu führen, dass sich Menschen nicht weiter mit der Jagd auseinandersetzen, sondern sich abwenden. Der erste Eindruck zählt – und sollte daher nicht durch polarisierende Inhalte wie Erlegerbilder geprägt werden!

8. Der richtige Inhalt für den richtigen Kanal

Die Wahl des passenden Formats und der richtigen Plattform ist entscheidend, wenn wir die Jagd zeitgemäß und authentisch präsentieren wollen. Während flüchtige Netzwerke wie Instagram oder TikTok dazu geeignet sind, allgemeine und positiv besetzte Botschaften über die Jagd zu verbreiten, erfordern detaillierte oder komplexe Themen wie das Erlegen eines Wildtieres andere Formate. Eine Plattform wie YouTube bietet beispielsweise Raum für längere Videos und detailliertere Inhalte. Hier kann eine Dokumentation über die Jagd zeigen, warum und wie ein Wildtier erlegt wird, welche Verantwortung damit verbunden ist und wie das erlegte Tier weiterverwertet wird. Dieser Kontext ist essenziell, um Verständnis zu schaffen und die Vielschichtigkeit der Jagd zu vermitteln. Eine weitere Möglichkeit, um Erlegerbilder zu kontextualisieren und den Prozess des Erlegens eines Wildtieres aufzugreifen sind Blogs.

9. Gezielte Ansprache der relevanten Stakeholdergruppen

Die Jagd ist Teil eines größeren ökologischen und gesellschaftlichen Netzwerks, in dem verschiedene Akteure miteinander agieren – von Natur- und Tierschutzschutzorganisationen über Landwirte bis hin zu Verbrauchern. Um die Jagd zukunftsfähig zu gestalten, müssen wir gezielt Inhalte verbreiten, die auf diese Stakeholder-Gruppen zugeschnitten sind und deren Perspektiven einbeziehen.

Für Landwirte könnten beispielsweise Beiträge über die Zusammenarbeit bei der Wildschadensvermeidung relevant sein, während für Naturschützer die Rolle der Jagd im Artenschutz und der Landschaftspflege im Vordergrund stehen könnte. Für Verbraucher ist die nachhaltige Verwertung von Wildfleisch ein zentrales Thema, das Sympathien und Verständnis wecken kann.

Eine zielgerichtete Kommunikation schafft nicht nur Vertrauen und Verständnis, sondern auch Synergien. Denn nur, wenn wir als Jägerschaft die Verbindung zu Akteuren mit ähnlichen Wertschöpfungen und Zielsetzungen stärken, können wir langfristig in einem funktionierenden ökologischen und sozialen System agieren. Die gezielte Ansprache von Stakeholdern bietet eine wertvolle Chance, unsere Position zu festigen und gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft einzutreten.

10. Bewusstsein für kollektive Verantwortung

Nicht jeder Jäger muss ein begnadeter Kommunikator sein, aber jeder, der in sozialen Netzwerken aktiv ist, trägt Verantwortung für die Wirkung seiner Inhalte. Beiträge, die nur für die jagdliche Community gedacht sind, können leicht darüber hinaus wahrgenommen werden – oft von einer breiten und kritischen Öffentlichkeit. Einzelne unüberlegte oder missratene Posts können starke Emotionen auslösen und das Image der gesamten Jägerschaft nachhaltig schädigen. Deshalb ist es essenziell, dass wir uns alle bewusst machen, welche Botschaften mit den eigenen Beiträgen gesendet werden und welche Verantwortung wir alle als Teil eines größeren Ganzen tragen.

Eine Chance für die Zukunft der Jagd

Die Jagd bietet eine enorme Vielfalt an gesellschaftsrelevanten Themen, die durch eine bedachte Aufbereitung einen relevanten und konstruktiven Beitrag zum öffentlichen Diskurs leisten können. Wenn wir es schaffen, unsere Botschaften empathisch, authentisch, transparent und zielgerichtet zu kommunizieren, können wir nicht nur Vorurteile abbauen, sondern auch neue Unterstützer gewinnen.

Ich bin überzeugt, dass wir als Jägerschaft diesen Weg erfolgreich gehen können – wenn wir es gemeinsam tun. Ich lade euch ein, eure Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema zu teilen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, das Bild der Jagd in der Öffentlichkeit nachhaltig zu stärken und unsere Passion mit Bedacht und Weitsicht zu präsentieren, so dass sie auch in Zukunft Akzeptanz und Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt.

Beitragsfoto: Tobias Westen

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