Jagd und Social Media

Österreichische Jägertagung 2020: Jagd im Wandel – Globale Probleme und lokale Lösungen

Lesezeit: 10 Minuten

Für alle, die nicht bei der Österreichischen Jägertagung 2020 in Aigen im Ennstal dabei sein konnten, gibt es hier meinen Vortrag zum Nachlesen.

Der Jäger in den sozialen Netzwerken

Als Steve Jobs 2007 das erste Smartphone von Apple der Öffentlichkeit präsentierte, meinte er: „Immer mal wieder kommt ein revolutionäres Produkt daher, das alles verändert!“ Er sollte recht behalten: Heute nutzen weltweit ca. 3,2 Milliarden Menschen ein Smartphone (Statist, 2019). Die Verfügbarkeit neuer Technologien hat unsere Kommunikation revolutioniert. Heute absorbiert die online-Welt einen gigantischen Teil unserer Geistesanwesenheit und die Interaktion via Social Media ist die neue Norm der Kommunikation geworden. Vier von fünf Menschen in Deutschland, die das Internet nutzen, sind inzwischen in den sozialen Netzwerken aktiv. Und dies hat auch Einfluss auf die Jägerschaft: noch nie zuvor war die Jagd gesellschaftlich so transparent wie heute. Social Media verlangt von uns Jägern daher eine kritische Beleuchtung des Status Quo. 

Eine relativ kleine Gruppe von Jägerinnen und Jägern mit einer hohen Social Media Nutzungsfrequenz trägt eine große Verantwortung im Hinblick auf die Darstellung der Jagd in den sozialen Netzwerken.

Weltweit nutzen unter 35-Jährige die sozialen Medien viel intensiver als über 35-Jährige. Dadurch entsteht eine altersbedingte, digitale Kluft im Netz, ein sogenannter Digital Age Gap. Im Kontext mit der Jägerschaft kommt diese altersbedingte, digitale Kluft besonders deutlich zum Ausdruck. Grund dafür ist deren Überalterung – 60% der Jägerinnen und Jäger in Deutschland sind 55 Jahre und älter. Lediglich 15% sind 1980 und später geboren und gehören damit zu den Digital Natives, den digitalen Eingeborenen (58.279 Personen; Anzahl Jagdscheininhaber in Deutschland im Jagdjahr 2018/19: 388.529 Personen). Sie sind mit den neuen Medien aufgewachsen und verfügen über eine digitale Intuition im Umgang mit ihnen. Die große Mehrheit der deutschen Jägerschaft, nämlich 85%, gehört zu den Digital Immigrants, den digitalen Einwanderern (330.250 Personen). Sie sind analog geprägt, vor 1980 geboren und müssen den Umgang mit den sozialen Medien erst mühsam erlernen. In der Konsequenz bedeutet das, dass eine relativ kleine Gruppe von Jägerinnen und Jägern mit einer hohen Social Media Nutzungsfrequenz eine große Verantwortung trägt im Hinblick auf die Darstellung der Jagd in den sozialen Netzwerken.

Wenige Jägerinnen und Jäger tragen bedingt durch ihre hohe Social Media-Nutzungsfrequenz eine große Verantwortung für die Darstellung der Jagd in der Öffentlichkeit.

We used to just talk, now we talk photos

In den sozialen Netzwerken spielen Bilder die zentrale Rolle. Visuelle Inhalte haben eine wesentliche Funktion bei der Übermittlung und Erklärung von Informationen. 90% der an das Gehirn übermittelten Informationen sind visueller Natur und unser Gehirn kann sie um das 60.000-fache schneller aufnehmen als schriftliche Inhalte. Um die Bedeutung von Texten zu begreifen, müssen wir diese erst in ihrer Gesamtheit verstehen. Das ist anstrengend und kostet Zeit. Unser Gehirn ist faul und visuelle Inhalte kommen der Bequemlichkeit unseres Gehirns entgegen (br24 Blog). Nicht ohne Grund hat beispielsweise Facebook eine beeindruckende visuelle Interaktionsfrequenz: Täglich werden 350 Millionen Bilder auf die Plattform hochgeladen! 

Deshalb ist ein sensibler Umgang mit jagdlichen Fotos im Netz  für uns Jäger von essenzieller Bedeutung. Bilder formen unsere Botschaft. Auf Social Media geht es um shared reality, um eine geteilte Realität. Aber das, was wir Jäger im Kollektiv auf Social Media von uns zeigen, hat mit der Realität wenig zu tun. Im Gegenteil – wir erzeugen durch eine Flut von Erlegerbildern ein Zerrbild der jagdlichen Realität mit negativen Konsequenzen für das Image der Jägerschaft in der Öffentlichkeit. Die Vielfalt des jagdlichen Handwerks und der gesellschaftliche Beitrag, den wir leisten, werden unterschlagen. Es kommt erschwerend hinzu, dass sich unser jagdliches Tun nicht in wenigen Worten beschreiben lässt, da es auf komplexen Zusammenhängen beruht.

Wir Jäger sind es leider oft selber, die die Munition für unsere Kritiker liefern.

Wir sollten deshalb keine Bilder posten, die das jagdliche Zerrbild in der Öffentlichkeit zusätzlich befeuern. Wir haben eine kollektive Verantwortung im Umgang mit jagdlichen Inhalten im Netz. Bereits ein einzelnes Bild kann einen Schaden für die gesamte Jägerschaft verursachen. Sorgfältig ausgewählte Jagdbilder sind auch deshalb so wichtig, weil es Emotionen sind, die die Suchalgorithmen im Netz bestimmen. Alle Motive in den sozialen Medien, die beim Betrachter starke Emotionen auslösen wie Hass, Wut oder Angst, provozieren viel Interaktion (Kommentare, Shares etc.) – und darauf sind die Algorithmen von Google, Faceboook oder Youtube ausgelegt.

Warum brauchen wir Social Media?

Social Media ergänzt und erweitert als Speerspitze der Digitalisierung die bestehenden »klassischen« Kommunikationswerkzeuge. Wir haben in den sozialen Medien die Möglichkeit, unsere Botschaften eigenverantwortlich zu formen und zu platzieren und können dadurch direkten Einfluss auf das Image der Jagd in der Öffentlichkeit nehmen. Klassische Gatekeeper in Form von Verlagen oder Journalisten gibt es nicht mehr. Dadurch ergibt sich für uns eine echte Chance, jagdliche Klischees aufzubrechen. Die Themen, die wir Jägerinnen und Jäger abdecken, sind dabei in hohem Maße glaubwürdig. Die Jagd bietet unzählige bildgewaltige und authentische Geschichten.

Wir Jägerinnen und Jäger sind in dem, was wir tun, nicht von gestern, sondern hochaktuell!

Themen wie Klimawandel, Biodiversität, Umwelt-, Tier-, Arten- und Naturschutz oder die Herstellung eines hochwertigen Lebensmittels mit positiver CO2-Bilanz entsprechen unserem aktuellen Zeitgeist und bewegen auch die nichtjagende Öffentlichkeit. Nicht nur können wir im Social Web einen ehrlichen Dialog über diese drängenden Themen führen, wir können auch aktuelle Stimmungsbilder zeitnah einfangen. In den sozialen Netzwerken bewegen wir uns am Puls der Jägerschaft und am Puls der Zeit.

Um aber überhaupt in einen ausgewogenen Dialog mit der nichtjagenden Öffentlichkeit zu treten, müssen wir Jägerinnen und Jäger bereit sein, unsere kommunikative Komfortzone zu verlassen. Für junge jagende Social Media User ist der Aspekt des Unter-sich-bleibens nämlich sehr zentral. Sie bevorzugen den Austausch mit Gleichgesinnten. Geschlossene Gruppen sind deshalb äußerst beliebt. Über 80% der jagenden online User sind Mitglied in durchschnittlich vier jagdlichen Gruppen. Solche Gruppen entsprechen zwar dem Bedürfnis nach Austausch und Zugehörigkeit, aber sie haben eine Tücke – sie suggerieren Privatsphäre, wo keine ist. Man befindet sich vermeintlich im vertrauensvollen Austausch mit Seinesgleichen. Dies kann fatale Folgen für das Image der Jagd haben, weil man sich dazu verleitet fühlt, Inhalte zu posten, die im Netz nichts verloren haben. Es muss uns bewusst sein: Im Netz gibt es keine Privatsphäre – auch nicht in geschlossenen Gruppen!

Herausforderung Verbandsstruktur

Ein interessanter Aspekt ist das ausgeprägte Potenzial der jungen Jägerschaft in Form einer hohen Bereitschaft zum persönlichen Engagement. 90% der jagenden Social Media User sagen, dass sie den Deutschen Jagdverband DJV bei Aktivitäten zur Imagepflege der Jagd unterstützen würden oder sich vorstellen könnten, dies zu tun (Fischer, 2019). Aktuell wird dieses Potenzial nur sehr beschränkt abgeschöpft. Das bestehende System lässt eine Einbindung nur schwer zu, da oft weder Kompetenzen noch Konzepte für eine Einbindung von talentierten, motivierten jungen Social Media Usern vorhanden sind. Die primäre Herausforderung liegt darin, dass die Verbandsstruktur der Charakteristik von Social Media konträr gegenübersteht. Es fehlt den Verbandsstrukturen schlicht an der notwendigen Durchlässigkeit, um flexibel zu agieren. Eine gezielte Nutzung des kommunikativen Potenzials der sozialen Netzwerke wird dadurch verhindert. Strenge Hierarchien, formale Zuständigkeiten und  lange Entscheidungswege auf der einen Seite treffen auf eine barrierefreie, demokratische Kommunikation mit kurzen Abstimmungswegen auf der anderen. Im Netz werden unabhängig von Position und Status Allianzen geschmiedet – Hierarchien spielen dabei keine Rolle. Die Geschwindigkeit der Kommunikation ist dabei das ausschlaggebende Merkmal der Social Media Kultur. Der Dialog findet unkompliziert und ohne zeitlichen Verzug statt, was wiederum schnelle Reaktionen und Entscheidungen erforderlich macht. Verbände bevorzugen zudem immer noch den klassischen Top-Down-Informationsfluss, bei dem Inhalte von oben nach unten weitergegeben werden. Auf Social Media beobachten wir das Gegenteil. Charakteristisch ist der Bottom-Up-Ansatz, bei dem die Informationen von der Basis nach oben fließen. Jeder im Netz ist Sender und Empfänger von Informationen zugleich. Die digitale Welt ist eine Mitmachkultur. Junge Internet User wollen mitreden und mitgestalten und machen von diesen Möglichkeiten auch Gebrauch. All diese Punkte weisen darauf hin, dass die Verbandsstruktur und die Social Media-Kultur nicht kompatibel sind und deshalb die Vorzüge des Social Web von den Entscheidungsträgern nur begrenzt genutzt werden können.

Die Jagdverbandsstruktur und die Social Media-Kultur sind nicht kompatibel. Quelle: C.Fischer

Erst denken, dann Enter drücken

Unsere Inhalte im Netz  formen unser Image in der Öffentlichkeit und für die Qualität dieser Inhalte sind wir selber verantwortlich. Was wir brauchen ist ein breiter Konsens darüber, wie wir Jägerinnen und Jäger von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden wollen. Wir brauchen Einigkeit über gemeinsame Standards, die definieren, welche Inhalte für Social Media geeignet sind und welche nicht. Daran müssen wir uns konsequent halten. Wir brauchen in der Jägerschaft mehr digitale Kompetenz und gesunden Menschenverstand im Umgang mit öffentlichkeitsrelevanten Inhalten. Wenn wir erst denken würden, bevor wir Enter drücken, wäre oft schon viel geholfen.

Um die Selbstregulierung im Netz zu fördern, benötigen wir möglichst viele verantwortungsbewusste User, die mit gutem Beispiel vorangehen und andere für geeignete Inhalte sensibilisieren. Jagdverbände müssen an dieser Stelle eine viel bewusstere und stärkere Führungsrolle übernehmen und positiven Einfluss nehmen auf die Qualität der Inhalte. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Verantwortliche müssen benannt und das Angebot von Social Media-Schulungen ausgebaut werden (für Jagdausbilder, Verbandsmitglieder, Entscheidungsträger, Funktionäre und die breite Jägerschaft). In der Konsequenz muss der sensible Umgang mit jagdlichen Inhalten im Netz fester Bestandteil der Jungjägerausbildung sein. Das Bedürfnis in der Jägerschaft ist da: 60% der jagenden online User sind der Meinung, dass dieses Thema in jede Jagdschule gehört (Fischer, 2019).

Der Jäger in den sozialen Netzwerken geht uns alle etwas an! Jeder muss Verantwortung übernehmen und dazu beitragen, die Verbreitung imageschädigender Inhalte zu unterbinden. Wir brauchen den kollektiven Willen zur gemeinschaftlichen Anstrengung.  Wir müssen Kräfte mobilisieren, um strategische Konzepte zu schaffen.
Wir müssen Ressourcen generieren, mit denen wir diese wichtigen Aufgaben angehen können. Fehlende Ressourcen dürfen dabei kein Argument sein, um den Diskurs über eine fehlende Änderungskultur zu vermeiden. Die Chance ist jetzt. Das Netz wartet nicht auf uns.

Infoblock

Standards für einen sensiblen Umgang mit jagdlichen Inhalten im Netz


Darstellung der Jagd
Die Jagd besteht nicht primär aus Trophäen – wir streben eine vielfältige, authentische und ehrliche Darstellung der Jagd an, die sich an den Kernaspekten der Nachhaltigkeit sowie an ihrem gesellschaftlichen Beitrag orientiert.

Perspektivwechsel
Unsere Posts vermeiden negative Emotionen aus Perspektive der nichtjagenden Öffentlichkeit sowie auch innerhalb der Jägerschaft.

Isolierte Bildbetrachtung
Unsere geposteten Fotos erzeugen in der Öffentlichkeit auch alleine und ohne weitere textliche Erläuterung ein positives Bild der Jagd. 

Informationsqualität
Die Quellen der geteilten Inhalte sind uns bekannt. Wir sind sicher, dass es sich nicht um Fake News handelt.

Bildsprache und Bildästhetik
Wir vermeiden unästhetische Bilder, die beim Betrachter den Eindruck der Selbstdarstellung oder des Triumphs über die Kreatur hervorrufen. 

Jagdethik
Unsere veröffentlichten Inhalte entsprechen dem allgemeinen Verständnis der Waidgerechtigkeit. 

Wir sind Botschafter für unsere Anliegen und Interessen
Soziale Netzwerke sind kein privates Fotoalbum, sondern öffentlich zugängliche Kommunikationsräume.  Wir Jäger machen nicht Inhalte für Jäger, sondern vor allem für die Öffentlichkeit.

Dialog
Im Dialog mit Jägern und Nichtjägern bleiben wir stets sachlich und argumentieren ausschließlich faktenbasiert.

Social Media Guidelines zum Download gibt es hier.

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Fischer, C. (2019): Digital Natives und ihr Zugang zur Jagd – Denkansätze für die Jägerschaft zur nachhaltigen Imagepflege im Zeitalter digitaler Transformation. Abschlussarbeit JagdwirtIn BOKU Wien.

Beitragsfoto: David Mark auf pixabay

9 Kommentare zu “Österreichische Jägertagung 2020: Jagd im Wandel – Globale Probleme und lokale Lösungen

  1. Muchas gracias. ?Como puedo iniciar sesion?

  2. Matias Cox

    Christine, thanks for the words.

    I will follow… I write in bad English, in German then.

    Dear, Mr. Bertram

    A small comment:

    The break seemed to follow the natural path after the SADC declaration shortly after the meeting, in which it expressed its enormous discontent with the Convention’s anti-trade policy. Clear evidence that Science has lost space, its instructions and resolutions are not aligned in decision making. CITES is a regulating body, not a prohibition, the most direct implication of which would be to promote trade between the parties that are proven to have good wildlife management capacity and to retain trade to the contrary (if there is no trade, CITES is doing its job?). Serious accusations of buying votes by Western animal rights groups have also been reported.

    How legitimate is a group of countries that do not have elephants or rhinos to impose restrictive trade measures. Some countries like Zimbabwe have recently expressed that, regardless of changes requested, will not withdraw from CITES. A good view would be to revise the voting system, recognizing the legitimate interests of the blocs of countries that support similar causes. The political-ideological bias of conservation internationalization is dictating the rules.

    The issue of rhino horn trading is a dark point in rationality. I don’t know how the arguments of anti-trade organizations carry any weight. In the meantime, since 2009, about 8000 rhinos have been killed by their horns. Custodians are bankrupt, and PROA members like Mr. John Hume and his 1,700 rhinos raised on his 8,000-hectare ranch have no income, they just bear a huge burden for the choices they have made hoping that scientific consensus will take over again conservation directions.

    There are several proposals on how to regulate the trade in rhino horns – taking advantage of De Beers Group’s expertise (that controls exploration / volume / price / commercialization of diamonds), as know-how, serving as a parameter in the preparation and insertion phase of the product in the international market – trade that meets the multiple interests between those that conserve and the specie that is conserved.; among many other proposals that deserve to be known and better worked.

    A very broad subject, that challenges a balanced point of view.

  3. Bertram Quadt

    Liebe Christine,

    ein beeindruckender und zutreffender Blog-Beitrag, danke dafür. Besonders der Satz, wonach wir Jäger allzu oft die besten Munitionslieferanten unserer Gegner sind, ist unangenehm richtig.
    Gestatte mir bitte folgende Anmerkungen zu Deinem Beitrag:

    Ich bin mit 50+ sicherlich den digital immigrants zuzurechnen, aber als early adopter habe ich da vielleicht einen gewissen Vorsprung vor meinen Altersgenossen – wobei ich ziemlich sicher bin, dass die DI den von Dir angesprochenen mühsamen Lernprozess bereits recht weit absolviert haben. betrachten wir Facebook (derzeit wohl die Sozialplattform mit dem höchsten Jägeranteil): Civey listet für 2018 die Altersgruppe 50-64 mit 21,4% Aktivität – übertroffen nur noch von den 18-29jährigen mit 26,5%. eMarketer misst für 2019 die Zuwächse auf FB in der AG 55-64 mit 5% am höchsten, 45-54 mit 2%, 35-44 mit 1,8%. Bei allen jüngeren Usergruppen sind keine Zuwächse, sondern Abgänge zu verzeichnen. FB scheint also den demographischen Prozess der Überalterung unserer Gesellschaft recht genau wiederzuspiegeln.

    Zum von Dir angesprochenen Bildmaterial: dass es da immer noch viel Unliebsames gibt ist für mich unstrittig. Aber ich beobachte seit ca. 3 Jahren einen Trend zum Positiven: Foren-Admins löschen Bildbeiträge, die dem Ansehen der Jagd schaden könnten, öfter und früher. User weisen Threadstarter sehr viel schneller auf potentiell schädliches Bildmaterial (und auch auf Aussagen) deutlich hin. Hier gibt es imho einen Selbstreinigungseffekt. Wo ich vor drei oder vier Jahren teilweise noch blockiert wurde, wenn ich Bildmaterial moniert habe, kommen Rügen heute oft schon in Antwort 2 oder 3 auf einen entsprechenden Beitrag. Es scheint also, als hätten die Jäger das Tool Facebook recht gut begriffen zu haben und als nützten sie es mehr oder minder geschickt. Hier machen auch die Verbände sehr gute Arbeit: der DJV nimmt mit einiger Regelmäßigkeit Influencer in Bootcamps an die Hand, mit dem „Sophie Award“ ist ein richtiger und wichtiger Pflock in den Bereich der Vlogs gerammt. Mehrere LJV unterhalten gut gemachte und gut besuchte FB-Präsenzen, hier ist Baden-Württemberg weit vorne mit knapp 9000 Abonennten, die anderen LJV liegen z.T. drastisch dahinter.

    Dass die Organisationsform unserer Verbände hier aber Bremswirkung hat, das dürfte unstrittig sein. Das liegt ja schon an der Struktur: kein Jäger kann direktes Mitglied in DJV oder LJV werden, das geht nur über Mitgliedschaft in der KJV. ist die nicht aktiv, stirbt der bottom-up-Effekt. Eine Vielzahl der KJV ist (nicht nur digital) inaktiv, weil überaltert und verkrustet. Das zu ändern: dagegen war die Sache mit Augias‘ Stall eine Nachmittagsbeschäftigung.

    Der Satz: „Das Netz wartet nicht auf uns“ macht mich sehr nachdenklich. Denn das Gros der online aktiven Jäger tummelt sich auf Facebook, doch diese Plattform verliert unter den DNs, die hier der Gradmesser sind, zunehmend an Bedeutung. Auf dem letzten Bootcamp, das ich beim DJV besucht habe, war KEIN Teilnehmer mehr auf FB ernsthaft aktiv. Womöglich hat das Netz den sozialplattform-aktiven Jäger bereits überholt. Wohin dann? Instagram wird jagdlich recht gut bedient – hier auch fast ausschließlich mit gutem Bildmaterial, weil die Plattform rein auf Userzustimmung zum Inhalt abstellt. Twitter scheint mir für die Vertretung jagdlicher Belange denkbar ungeeignet. Youtube et al. sind sicherlich eine wichtige Baustelle, hier tummeln sich viele „Munitionslieferanten“. Doch hier auf eine breite Beteiligung mit inhaltlich guten Beiträgen hinzuwirken scheitert daran, dass zur Erstellung eines guten Filmes erheblich mehr handwerkliches Können und besseres Werkzeug notwendig sind als zum Schießen eines guten Fotos. Zudem wird Inhalt auf den Videoplattformen ausschließlich durch den Filmbeitrag transportiert, der Textbeitrag ist in der Relevanz unwesentlich verschieden von Null.

    Ich glaube, dass die Aufgabe, die Jägerschaft fit für social media zu machen, ebenso wichtig ist wie die Beantwortung der Frage, auf welcher Plattform das sinnvoll geschehen kann. Ich freue mich auf diesbezüglichen Austausch mit Dir hier und andernorts.

    Herzlichst
    Bertram

  4. Matias Cox

    His point of view reflects a pressing need between the past and the present. As a non-hunter, who knows the importance of keeping hunting regulated for the conservation of wild habitats and wildlife, I see clearly that the hunting community needs to leave the underworld, organize efficient digital marketing, and counter-argue in a series of platforms that promote protectionist practices. A good focus is on ecotourists – a group that, in theory, is better able to understand the logic of hunting and conservation. It is unfortunate that we are at that point – where emotions and creeping politics are prevailing in collegiate decision-making, as we saw in the last CoP-18.

    I focus more on Africa, following the sustainable policies that emerge from SADC member countries, following sustainable projects and initiatives. Some that I have high regard: Chris Brown, Colleen Begg, Amy Dickman, Garth Owen-Smith, George Hughes …

    „There is no rational argument that removes a photograph composed of a dead animal and a smiling human“

    In times of COVID-19, conservation will need more than before the pragmatic union of hunting and ecotourism, aiming at the economic recovery, continuing the same point that we stayed. „We cannot afford to exclude the economy from hunting in the larger context of conservation.“

    May your initiative bear fruit. The facts are in our favor, success!

    • Christine Fischer

      Thank you Matias for your differentiated comment. I totally agree with you. I do have hope that blogs like mine can offer a platform also for non-hunters who are interested in sustainable use of natural resources. Let’s stick together and build a strong network to provide convincing argument for what we do.

    • Bertram Quadt

      Dear Matias,

      I agree that it will be vital, especially for Southern Africa, to underline the economic benefit of regulated hunting more and more. The stance that some SADC members have taken at the last CITES conference is a harbinger of a development that could prove detrimental to conservation. I guess you know Shifetas statement. There’s danger lurking once SADC members threaten to leave CITES.
      I concur that eco-tourists are a vital target group. So far, I see from my very limited point of view, a more either/or approach to eco-tourism vs hunting tourism. It should rather be an and-approach, imho. There’s much work to be done by each and everyone of us. As Jim Shockey put it: „The 21st century will be known as the time the war for wildlife was fought. Only by the end we will know who won.“
      Best,
      Bertram

  5. hallo Christine,
    da ich damals deine Abschlußarbeit gelesen habe, ist mir das Thema bekannt.
    Es ist sehr gut aufgeschlüsselt und – auch in diesem Vortrag- gut veranschaulicht. Da ich deutlich zu den digital Immigrants gehöre und wir, durch Überalterung in der Jägerschaft ein „Übergewicht“ repräsentieren, ist es dringend nötig, daß wir älteren uns flexibler zeigen und den Jungen Hilfestellung und Freiraum geben…
    In diesem Sinne Kompliment für deine Arbeit und auch für diesen informativen und interessanten Block.
    LG Stefan

    • Christine Fischer

      Lieber Stefan, danke für Dein positives Feedback und Deinen Kommentar. Ich sehe es auch so, dass wir einen intensiveren Erfahrung- und Wissenstransfer brauchen zwischen Digital Natives und Digital Immigrants. Für einen überzeugenden Auftritt in der Öffentlichkeit braucht es die gesamte Jägerschaft. Die Älteren generieren durch ihre langjährige Erfahrung glaubwürdige und vielfältige Inhalte. Die Jüngeren können mit ihrer digitalen Kompetenz punkten. Beides muss gebündelt werden. Liebe Grüße und einen schönen Abend! Christine

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